Am vergangenen Wochenende traf sich unsere kleine Mecklenburger Asatru Gruppe, genauer gesagt Schweriner Asatru Gruppe, zu einem Runen-Workshop bei mir zu Hause. Ziel war es, ein eigenes Runen-Set aus Birkenholzscheiben herzustellen. Dafür hatte ich mir vor einiger Zeit beim Beseitigen der Sturmschäden in unserem Moor einige Birkenäste zur Seite gelegt, um diese zu Hause zu trocknen. Nun war es an der Zeit, sie zu verarbeiten. Dafür sägte ich zunächst einige Äste in etwa 5 mm starke Scheiben. Im Durchmesser variieren sie zwischen 2-3 cm.
Aus dieser Sammlung suchte sich dann jeder 24 Astscheiben heraus. Die noch sägerauhe Oberfläche wurde mit Schleifpapier etwas nachgearbeitet. Sobald dies getan war, wurden die Runen des Älteren Futhark mit Bleistift auf das Holz gezeichnet. Auf jede Astscheibe eine Rune. Im Anschluss wurden die angezeichneten Runen mithilfe einer Holzbrennstation eingebrannt.
Und abschließend kommt zum Schutz noch ein Pinselstrich Holzöl auf das Birkenholz. Nach kurzer Trocknung kamen die frisch hergestellten Runen in einen Leinenbeutel und wir gingen nach draußen, um an meinem Steinheiligtum eine kurze Runenweihung durchzuführen.
Und was macht man nun damit?
Grundsätzlich würde ich vom Vorgehen immer erst empfehlen, sich einen Überblick über die wissenschaftlichen Grundlagen zu verschaffen. Das muss nicht in aller „epischen“ Tiefe sein, aber eine grundlegende Vorstellung sollte man schon haben, was Runen sind, woher sie kommen und wie sie einzuordnen sind. Hier empfiehlt sich tatsächlich zunächst eine nüchterne und sachliche Darstellung in Form eines der Standardwerke von Autoren wie Arnulf Krause und/oder Klaus Düwel. Die Bücher kosten nicht die Welt und sind für unter 15 Euro zu haben. Erst mit dieser „Grundbesohlung“ sollte man den zweiten Schritt wagen, in die Welt der Runen-Deutungen und Interpretationen einzutauchen. Das Thema ist derart breit gefächert und das Angebot an Literatur und anderweitigen „Leistungen“ dementsprechend schier unüberschaubar, dass es schnell zur Gratwanderung wird zwischen völligem Mist und Irrsinn oder ernstzunehmenden brauchbaren Dingen. Wenn ich allein den Begriff „Runenkunde“ in einem der großen Internetportale eingebe, schätze ich die Chance 50/50 , den umgangssprachlichen „Griff ins Klo“ zu landen. Also ist Obacht ist geboten.
Wer hier mehr erfahren möchte und eine gesunde Einschätzung sucht, dem empfehle ich einen Besuch bei www.eichenstamm.com
Und wie geht’s weiter?
Nun kommen wir zum besagten zweiten Schritt, dem Runen-Orakel, Runen werfen/ziehen oder wer’s lieber deutsch mag… der Weissagung. Also der Zukunftsschau und Schicksalsdeutung mithilfe der Runen. Auch hier gibt es wieder – wie sollte es anders sein – viele verschiedene Wege und Möglichkeiten. Ich bevorzuge das 3er Konzept, das auf Asentr.eu auch hier Mitte näher beschrieben wird.
Das funktioniert so – ein Beispiel: In unserer Familie machen wir es in der Zeit der Wintersonnwende und Rauhnächte so, dass wir uns unsere 24 Runen und ein Gefäß (bspw. Holzschale oder ähnliches) nehmen. Wir möchten gern grobe Anhaltspunkte im persönlichen Verlauf des neuen Jahreskreises erfahren. Also schütte ich die Runen in die Schale und ziehe mit geschlossenen Auge die erste Rune. Diese notiere ich mir und lege sie zurück in die Schale. In gleicher Weise ziehe ich die zweite und dritte Rune. Bis ich drei Runen nebeneinander auf meinem Zettel notiert habe.
Die drei Runen werden als Entsprechungen der drei Nornen
Urd, Verdandi und Skuld aufgefaßt. Dementsprechend steht die erste für
vergangene Dinge (Dinge, die geworden sind), die zweite für aktuelle Vorgänge
(Dinge, die im Werden begriffen sind) und die dritte für zukünftige
Entwicklungen (Dinge, die werden könnten).
Genauer:
Die erste Rune
gibt Auskunft über vergangene Dinge in dem Sinne, daß es Dinge sind, die
entstanden sind. Sie können also auch heute noch existent sein, nur daß sie
eben einen Entstehungsprozeß haben, der abgeschlossen ist und in der
Vergangenheit liegt. Dies ist die Rune von Urd, der ältesten der Nornen. Sie
steht für Vergangenheit und Schicksal.
Die zweite Rune
ist die aktuelle Situation, also der Zeit- und Entwicklungspunkt, an dem ich
stehe. Sie beschreibt Vorgänge, die gerade in der Entwicklung begriffen sind.
Die entsprechende Norne ist Verdandhi. Manchmal kann diese zweite Rune auch
Entscheidungen andeuten, die getroffen werden müssen.
Die dritte Rune
zeigt auf, was aus dem aktuellen Entstehungsprozeß zu erwarten sein kann. Damit
ist klar, daß es meist mehrere verschiedene Möglichkeiten oder Ergebnisse gibt,
zu denen die aktuellen Entwicklungstendenzen führen können. Die Rune kann also
z.B. ein Ergebnis andeuten. Sie kann weiterhin auf ein Ergebnis verweisen, das
eintritt, wenn die in der zweiten Rune angedeuteten Entwicklungen nicht
aufgehalten werden. Weiterhin könnte sie auf eine Art Schicksal hindeuten, das
eintritt und das nicht oder nur minimal verändert werden kann. Diese dritte
Rune ist also diejenige, die am schwierigsten auszulegen ist. Man muß hier sehr
intuitiv vorgehen. Die Norne dieser Rune ist Skuld, die auch eine Walküre ist.
Skuld, „Schuld“ weist auf den Zusammenhang mit dem Schicksal hin.
Zur Deutung und Interpretation der Runen findet man auf Asentr.eu hier eine Runentabelle mit den Erklärungen und eine Kurzübersicht als Pdf-Dokument, welche sich ausdrucken und daneben legen lässt.