Archiv für den Monat: September 2019

Herbstlicht im Walddunkel

Würdig wissen Wald und Fels mit dir zu schweigen. Gleiche wieder dem Baume, den du liebst, dem breitästigen: still und aufhorchend hängt er über dem Meere.

Nietzsche

Letztes Wochenende war Herbst-Tagundnachtgleiche am 21./22.September und damit auch die Zeit des Herbstopfers. Wir fühlen, daß der Sommer so langsam vorüber ist – auch wenn es durchaus noch warm sein mag. Die Felder sind abgeerntet und die ersten Vögel verlassen uns schon wieder Richtung Süden. Wir jedoch bleiben hier in unserer Heimat, wo wir in die ewige Spirale des Jahresrads eingebunden sind. War es eine gute Ernte? Das muß in der heutigen Zeit jeder für sich beantworten, da die meisten von uns nicht mehr im bäuerlichen Bereich tätig sind. Herbstfest, das heißt immer auch ein wenig Resümee halten: das Jahr geht zu Ende – was hatte ich mir vorgenommen? Was habe ich erreicht? Was kann ich noch verändern, um zum Julfest das Jahr zufrieden abschließen zu können?

Wir haben die Zeit genutzt und eine kleine Wanderung durch den Wald unternommen:

Ein Meer von Blättern umringt uns, als wir den Wald betreten. Des Waldes Dunkel – wir treten ein. Wie durch ein Tor, vom Alltag in das Besondere. Und in diesem ersten Hauch des Herbstes wollen wir ein Stück den Wald durchwandern. Durch dieses alte Land, vorbei an den Hügeln der Ahnen, an den Felsen der Vorzeit, die zwischen den hohen Stämmen schlummern.

Die Sonne scheint und es wird wohl einer der letzten spätsommerlichen Tage sein, die den Übergang bilden… die uns hinüber geleiten in die dunkle Jahreszeit.

Durch den Wald führt ein Weg. Nach einer Weile verlassen wir ihn und gehen an einem Waldbach entlang. An einer besonders schönen Stelle machen wir Halt und genießen das leise Gluckern des Wassers inmitten der Farne… Hier lassen wir uns nieder und bereiten ein kleines Herbstblót vor.

Erhebt das Horn. Danket den Waltenden, den Asen und Wanen, den Wesen in Feld und Flur, den Alben und Disen. Wir halten einen Moment inne und bringen unsere Gaben dar – zum Danke für ein gutes Jahr.

Regenschauer und Sonnenschein sendest du Midgard,
wo Menschen dich rufen, Fro Ing!
Offenbare dich in nachtdunklen Wäldern des Nordens,
und in lichten Laubhainen über die weiße Wolken eilen
wie Skidbladnir mit geblähtem Segel.

In alten Hainen sehen wir dich,
Im Röhren des Hirschs hören wir dich,
Im herzhaften Brot schmecken wir dich,
Im Schlagen unserer Herzen fühlen wir dich;
Fro Ing!

Wir danken für ein gutes Jahr und wünschen Glück im nächsten.

Tauche ein in das Dunkel des Waldes. Herbstlicht glitzert durch das hohe Blätterdach. Hier… abseits des Alltags, des Lärms und der Geschäftigkeit des gewöhnlichen Lebens… tauchen wir ein in die erhabene , ja majestätische Welt zwischen Himmel und Erde, die uns ganz aufnimmt in ihre Sphäre und mit intensiven Eindrücken umgibt, um uns danach wieder freizulassen mit all den Impressionen und Gedanken.

Göttersagen als Hörbuch für Kinder

Unsere Kinder sind jetzt in einem Alter, in dem sie sich aktiv für Dinge interessieren und nachfragen, wenn sie etwas wissen wollen. Zum Beispiel, was denn eigentlich in dem alten Buch mit der glänzenden Aufschrift „Götter- und Heldensagen“ so alles drinsteht, das bei mir auf dem Nachtschrank liegt. Und dann auch noch diese Frakturschrift, die nur der Papa entziffern kann… und die in Schwarzweiß gehaltenen Strichzeichnungen… all das sieht so ganz anders aus, als in den übrigen Büchern und erregt das forschende Gemüt…

Also gingen wir vor einer Weile dazu über, vorm Insbettgehen immer eine Geschichte aus dem Buch vorzulesen. Ganz vorn dabei: Thors Riesenabenteuer. Das ist natürlich nicht immer ganz leicht, weil die Sprache und Wortwahl für Kinder teils unverständlich ist und andererseits, weil gewisse Szenen gewaltätige Handlungen beschreiben, die kindgerecht umschrieben werden müssen, ohne den dahinterliegenden Sinn zu verstellen. Sowas ist auch immer eine Gratwanderung zwischen Detailtiefe und überflüssiger Ausschmückung. Dennoch: Einer Zerstörung folgt immer die Neuerschaffung.

Nun hören die beiden generell gerne Kinderhörbücher und kombinierten recht schnell, daß es doch bestimmt auch die Göttersagen als Hörbuch geben müßte…? Ja, natürlich gibt es das, klar. Doch auch hier wieder; Sprache und Beschreibung der vorgelesenen Texte… kindgerecht oder nicht? Also bestellte ich drei Exemplare und hörte vorab rein.

Prägnant ist gleich zu Beginn die Szene des kosmogonischen Mythos um Ymir: Die ersten Götter, Odin, Vé und Vili, töten Ymir und bauen aus seinen Körperteilen die Welt: aus seinem Fleisch die Erde, aus dem Blut das Meer, aus seinen Knochen Felsen und Gebirge, aus seinem Haar die Bäume, aus seinen Augenbrauen Midgard, aus seinem Schädel den Himmel und aus seinem Gehirn die Wolken. Die Zerteilung Ymirs kann ganz unterschiedlich ausgeschmückt werden.

Die zweite Szene, die sich auch ziemlich am Anfang abspielt und einen guten Anhaltspunkt gibt, ist Odins Ankunft an Mimirs Brunnen. Damit Odin aus der Quelle der Weisheit trinken kann, muß er sein Auge opfern und in den Brunnen legen. Sein Auge herausreißen oder irgendwie mit einem Messer heraustrennen ist viel zu detailliert und nicht kindgerecht. Hingegen – Odin legt sein Auge in den Brunnen oder ins Wasser ist vollkommen ausreichend und beschreibt trotzdem die dahinterliegende Idee.

Als kurzes Fazit läßt sich festhalten:
a) Rechts oben „Sagen aus dem hohen Norden“ ist gut erzählt, aber eindeutig für Erwachsene.
b) Unten von Neil Gaiman „Nordische Mythen und Sagen“ halte ich durchaus für Kinder ab 7 Jahre geeignet. Zwar wirkt das Cover mit dem bös‘ dreinblickenden Wolfskopf auf den ersten Blick etwas beängstigend (auf Kinder), steigert aber eher das Interesse durch die Faszination des Schaurigen.
c) Links oben „Die große Hörbuchbox der Nordischen Sagen“ halte ich persönlich für durchgehend kindgerecht gestaltet, was sich nicht nur an den lustigen Bildern zeigt, sondern auch inhaltlich widerspiegelt.