Feuer & Eis II – Schmiedeglut im Winternebel

Draußen herrschen eisige Temperaturen. Gegen Nachmittag steigt Nebel auf. Genau richtig für eine Schmiede-Session. Also Kohle in die Esse rein und Werkzeug heran und los geht’s mit der Schmiederei unter freiem Himmel. Funke trifft Eiskristall.

Die Esse ist Marke Eigenbau aus Schamottsteinen, den Amboss konnte ich gebraucht erstehen, genauso wie die meisten Werkzeuge. Also alles in Allem kostengünstig, pragmatisch und funktionell. Die Glut wird von unten über ein zölliges Eisenrohr angeblasen. Die Rohrlänge ist zum Abkühlen so gewählt, dass am Ende ein 2-stufiger Rohrventilator mit 100er Durchmesser über HT-Rohr-Reduzierstücke angeschlossen werden kann. Zugegebenermaßen musste ich etwas herumexperimentieren, bis sich die richtige Luftzufuhr eingependelt hatte. Für das Feuer mische ich Holzkohlebriketts mit Schmiedekohle Fettnuss 4.

Insgesamt klappt’s für die ersten Versuche schon ganz gut. Generell gehe ich gern iterativ vor, aus Erfahrung ein guter Ansatz; ausprobieren, wiederholen, neue Erkenntnisse sammeln, Vorgehen verbessern und wieder Erkenntnisse sammeln und verarbeiten. Manches macht man zweimal, aber damit muss man sich abfinden – die Lernkurve eben. Die Anordnung der Schamottsteine zum Beispiel. In den ersten Versuchen war das Verhältnis zwischen Wärme und Luftzufuhr noch nicht gut. Mittlerweile meine ich eine brauchbare Konstellation gefunden zu haben.

Mein Fazit dieses Jahr: Haut hin mit der Feldschmeide. Weitermachen lohnt sich.

In den kommenden Jahren schwebt mir ein rustikaler Holzschuppen mit Ständerwerk aus Stämmen vor. Darin würde ich dann einen Unterbau für die Esse aufmauern, wahrscheinlich aus Feldsteinen. Aber bis dahin bleibt mir noch viel Zeit für weitere Experimente.

Die entstandene Fotoserie liegt wieder zum Durchblättern auf der Fotoplattform Flickr bereit:

Schmieden

Das Ergebnis meiner Winterschmiede-Session sind diese Ringe, die auf den Fotos abgebildet sind. Symbolisch stehen sie für die sogenannten Eidringe, die in unterschiedlichen Sagas erwähnt werden. Häufig in Verbindung mit einem Rechtsakt auf dem Thing, dem Eid, welcher vor den Göttern und der Gemeinschaft abgelegt wurde (ref. zitierter Rind-Eid in der Landnámabók). Archäologisch steht der Name Eidring für eine bestimmte Gattung goldener oder auch bronzener Handgelenkringe. Mehrere dieser Ringe, die bis in die nordische Bronzezeit zurückreichen, wurden bei Kultstätten gefunden, weshalb ein kultischer Zusammenhang angenommen wird. Dafür spricht auch, dass sie bisweilen als stallahring angesprochen werden, also als Ring eines Stallrs, ein Ring der sich auf einem Altar befindet oder dort verwahrt wird und vom Rechtsprecher bzw. Goden aufgenommen wird. Alternative Bezeichnungen sind daher auch Altarring, Schwurring oder Tempelring.

 

Dieses Symbol ist für mich zu einem zentralen Bedeutungsträger der Alten Sitte geworden. Der Eidring ist Ausdruck für die Verbundenheit zu den Göttern, dass man dem Alten Pfad folgt und den Göttern, den Asen und Wanen, die Treue hält. Er ist Ausdruck der Bindung, ja persönlichen Bande zu den Göttern, Ahnen und allen Wesen im gemeinsamen Schicksalsnetz.

 

2 Gedanken zu „Feuer & Eis II – Schmiedeglut im Winternebel

  1. Thomas

    Beeindruckend. Wer schon mal etwas geschmiedet hat, weiss, wieviel Arbeit das ist. Ich hoffe, selbst noch mal dazu zu kommen, zu schmieden. Bisher hab ich es zu einer Klinge geschafft, allerdings nicht auf eigenem Grund und Boden. Ein sehr schooner Bericht, vielen Dank dafür.

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    1. ING Beitragsautor

      Besten Dank, Thomas. Schmieden ist schon was Feines, da gebe ich dir vollkommen recht. Und es kann auch mal fummelig werden, wenn’s ins Details geht. Da heißt es dann Geduld bewahren… 😉 Neben dem Amboss stand eigentlich auch noch’ne Flasche Bier, aus der ich in solchen Momenten zwischendurch einen Schluck nehme. Für die Fotos habe ich sie aber beiseite gestellt. Hätte auch nicht so richtig gepasst. Nächstes Mal nehme ich stilecht ein ordentliches Horn… das darf dann auch mit auf die Bilder.

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