Lasst uns ein heidnisches Netz für Hochzeiten knüpfen!

Ansprechpartner für Heidnische Hochzeiten gesucht

Ein Aufruf

Im Grunde ist es so: Über Asentr.eu erhalte ich jedes Jahr verschiedene Zuschriften in Form von Mails, in denen es um verschiedene Dinge geht. Ein Teil davon sind Fragen zu heidnischen Hochzeiten, auch Eheleiten genannt, also zum Beispiel was es grundsätzlich zu beachten gibt, wie der Ablauf ist, wie man sowas durchführt usw. bis hin zu der Frage, ob ich sowas für ein Brautpaar durchführen kann oder jemanden kenne, die/der das übernehmen würde.

Diese Frage kommt natürlich nicht von ungefähr. Denn einerseits scheint es kein leichtes Unterfangen zu sein Leute zu finden die a) sowas können und b) keine durchgeknallten Freaks sind (die in der heidnischen Szene ja total selten sind *höhöhö*) und c) eine bodenständige und ernstgemeinte Herangehensweise pflegen. Solche Charaktere stehen meist nicht im Rampenlicht und treten – sinnbildlich gesprochen –  eher etwas abseits in den Hintergrund, weil sie ihr Heidentum für sich selber leben und nicht für andere. Das macht sie noch schwerer auffindbar und führt eher dazu, dass all jene mit einem kommerziellen Interesse mitsamt der gewaltigen Schar an unfähigen Freaks in den Sichtbereich gespült werden. Bitter.

Nun ist es so, dass ich das Thema der germanisch-heidnischen Hochzeit zwar halbwegs umfassend und vor allem aus eigener praktischer Erfahrung auf Asentr.eu beschrieben habe, dies jedoch rein informativ zu verstehen ist und keineswegs das Signal aussenden soll, dass ich jedes Jahr für die Durchführung derlei Eheleiten zur Verfügung stünde – oder „gebucht“ werden könnte. Ich habe Familie, Haus und Hof und gar nicht die Zeit dafür.

In einigen Ausnahmefällen nehme ich mir jedoch die Zeit, allerdings ohne jedes kommerzielle Interesse. Was ich in diesen Fällen erwarte ist eine Aufwandsentschädigung, die jedoch angesichts der Aufwände nicht der Rede wert ist.

In all den anderen Fällen habe ich bisher den Verein für Germanisches Heidentum  (VfGH) empfohlen und derlei Anfragen dorthin weitergeleitet. Hier werden nämlich seit 2007 sogenannte  „Religiöse  Dienstleistungen“ angeboten, unter die auch „germanische Hochzeiten“ fallen. Da ich vor etlichen Jahren selber Mitglied im VfGH war, weiß ich, dass zumindest damals ein ähnliches „bodenständiges“ Verständnis von germanischem Heidentum vorgeherrscht hat  und ich diese Empfehlungen aus gutem Wissen und Gewissen aussprechen konnte.

Dies hat sich nunmehr vollkommen geändert. Ich werde ab sofort keinerlei Empfehlungen mehr in diese Richtung aussprechen, der VfGH hat sich als zuverlässiger Ansprechpartner für heidnische Hochzeiten endgültig disqualifiziert. Und an dieser Aussage werde ich nichts mehr ändern. Hintergrund ist der, dass ich seit gut einem Jahr von weitergeleiteten Anfragen die Rückmeldung erhielt, dass sie vom VfGH nie eine Antwort auf ihr Anliegen (meistens Hochzeitsanfragen, eine Anfrage um Mitgliedschaft) erhalten haben. Nun stehe ich erneut in Kontakt mit einer netten Person, die sich zusammen mit ihrem Auserkorenen nächstes Jahr in Süddeutschland das heidnische Ja-Wort geben wollen. Früher war das ein Leichtes für den VfGH. Also schrieb ich am 27.02.2018 den gesamten Vorstand per Mail mit der Bitte um Prüfung für diese Hochzeitsplanung an (für wohlgemerkt 2019) und habe, neben der Anfragenden, bis heute keine Antwort erhalten.

Wenn ich eines zutiefst verabscheue, dann ist es Unzuverlässigkeit. Die etablierten Vereine in Deutschland planen internationale Treffen und sind sich nicht zu schade, sich mit zeitgeistigen Themen zu beschäftigen, bekommen es aber nicht auf die Reihe, sich der eigentlichen heidnisch-ideellen Bereiche zu widmen und überlassen dieses Feld dann eher der Artgemeinschaft oder ähnlicher Couleur, um diesen traurigen Zustand dann wiederum in  irgendwelchen armseligen Stellungnahmen und Pressemitteilungen zu beweinen. Diese pseudoaufklärerische Mentalität entlarvt eigentlich nur den bemitleidenswerten Zustand, keine eigenen Gegenakzente setzen zu können.

Es kümmert sich nun also eine  Privatperson um germanische Hochzeiten, wo es doch eigentlich Organisationen gäbe, die sich diesem Anliegen – auch aus strategischer Sicht – bestens annehmen könnten.

Nun weiß ich, dass es um die bodenständigen Vertreter der Alten Sitte rar gesät ist. Dennoch mein Aufruf:

Wer sieht sich im Stande heidnische Eheleiten durchzuführen und hätte Interesse an einer Art Netzwerk? Rahmenbedingungen müssen sein…

  • Bodenständige Weltsicht und „mit beiden Beinen im Leben stehend“
  • Keine Freaks, keine Versagertypen
  • Keine Artgemeinschaft, Armanen, Völkische…
  • Aber auch keine Universalisten und Weltverbesserer
  • Kein kommerzielles Interesse, keine übertriebenen finanziellen Vorstellungen, angemessene Aufwandsentschädigung ist ok (was ich darunter verstehe gern im direkten Gespräch)
  • Verehrung der Götter im Sinne der Alten Sitte bzw. germanisches Heidentum
  • […]

Es muss eine von Idealen getriebene und intrinsische Motivation als Antrieb vorhanden sein. Ein authentischer Glaube und aus sich selbst erlebte Verehrung der Götter sollte über allem stehen. Dies jedoch nicht in übertriebener Art, sondern in humorvoller und selbstreflektierter Weise. Man will niemanden bekehren, sondern versteht die Durchführung einer Eheleite als großen Vertrauensvorschuss, ein Paar in den Bund der Ehe geleiten zu dürfen.

Meine Hoffnung ist, dass sich wenigstens vier Ansprechpartner in Deutschland finden lassen: für Nord-/Nordostdeutschland würde ich das übernehmen. Fehlen noch Ost-, Süd- und Westdeutschland. Besser wäre natürlich jedes Bundesland. Aber das halte ich für illusorisch.

Und ganz wichtig: Ich will mich hier nicht als Initiator einer tollen Sache aufspielen. Meinetwegen kann diese Idee auch jemand anders aufgreifen und ausbauen. Ich würde es einfach nur gut finden, wenn heidnische Heiratswillige eine Anlaufstelle hätten, wo ihnen direkte Hilfestellung angeboten wird – und zwar nicht kommerziell und ohne Handfasting, esoterischem Firlefanz oder sonstigem Kram.

Lasst uns ein heidnisches Netz für Hochzeiten knüpfen!

 

Und jetzt abschließend meine Wette: Das schaffen wir nicht. Wer wettet dagegen?

 

13 Gedanken zu „Lasst uns ein heidnisches Netz für Hochzeiten knüpfen!

  1. Thomas

    Was ich wirklich an Dir schätze: Klare und unmissverständliche Worte!
    Es war mein Instinkt, der mich hierher führte, genau so wie er mich von einem Verein ferngehalten hat.

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  2. Eiche

    Ich wette dagegen. Weil ich hoffe, dass du es schaffst.
    Ich selbst stelle mich an dieser Stelle nicht zur Verfügung. In meinen jungen Jahren fände ich es einerseits unpassend andere Paare bei einem Schritt zu begleiten, der mir weit voraus ist, andererseits bin ich mit meinen Ritualen noch derart unzufrieden, dass ich es niemals verantworten könnte, das für andere bei einem so wichtigen Ereignis zu machen.
    Ich hoffe, du findest die richtigen Leute dafür.

    Deine scharfe Kritik am VfGH trifft den Nagel auf den Kopf, aber auch deren Unzuverlässigkeit und Desinteresse scheint ja eine deutsch-heidnische Krankheit zu, die wie eine Epidemie um sich greift.

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  3. DAN

    Guten Morgen mein lieber Freund,

    Dein Artikel inspiriert und stimmt traurig zugleich. Gleichwohl lässt sich konstatieren, dass solche Begebenheiten leider nicht mehr erschrecken. Ich habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass viele von den in Deutschland offensiv auftretenden Vereinen doch eher als Gruppierungen zu bewerten sind, die die Götter als Surfbrett für ihre weltlichen (nicht selten egomanisch geprägten) Wellen benutzen. Als jemand, der im schönen Bayern beheimatet ist, erinnert mich das oft an einen Stammtisch. Mit dem Unterschied freilich, dass diese sich nicht so sehr über Max und Moritz streiten, wie es die genannten Surfer tun.

    Die Konsequenzen, die Du in Deinem Erfahrungsbericht ziehst, empfinde ich als absolut angezeigt und sachgerecht. Wenn wir solcherlei Erfahrungen einmal aufbrechen in deren Einzelteile, dann ist es doch so, dass Menschen, die sich den Göttern nähern wollen oder vor deren Antlitz einen Eid leisten möchten noch nicht mal aus angezeigten Gründen zurückgewiesen werden, sondern schlicht ignoriert werden.

    Deine Aufstellung der Rahmenbedingungen und Deiner damit verbundenen Sorge kann man sehr anschaulich entnehmen, dass es doch am Ende des Tages so ist, dass es schlicht darum geht, Menschen zu finden, deren Motivation aus deren Weg mit den Göttern entsteht. Erschreckend, wie selten das bei den großen Zusammenkünften in Deutschland der Fall ist. Deine gesamte Liste ergibt sich von selbst, wenn man es mit den Göttern wirklich ernst mein und aus dem Weg mit ihnen im Stande ist, auch Tugenden abzuleiten.

    Deinen Aufruf empfinde ich als großes Geschenk der Ehre und wenn ich es kann, dann möchte ich Dir für Süddeutschland gerne zur Seite stehen.

    Auf dann , die Götter mit Dir

    DAN

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    1. ING Beitragsautor

      Also ich muss schon sagen, dass mich die deutliche Resonanz in diesen wenigen Tagen doch etwas überrascht. Positiv überrascht wohlgemerkt. Obwohl ich mit meiner Kritik niemandem seine Ernsthaftigkeit absprechen möchte, also weder den etablierten Vereinen allgemein, noch irgendwelchen Einzelpersonen. Dann wären wir ja keinen Deut besser als die Zerfaserer. Gerade die Alte Sitte sollte ja den Standpunkt vertreten, dass jeder seinen eigenen Weg gehen soll. Wirklich schade ist es eben nur, dass eine Organisation aus sich selbst heraus eine gute Sache anbietet und diese dann nicht ordentlich zu verfolgen scheint. Aber DAN, da sind wir auf einer Wellenlänge, darüber haben wir uns ja schon öfter unterhalten…

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  4. Fena

    Zunächst ein längst überfälliges Lob für diesen Blog!

    Ich kann mich meinen Vorpostern nur anschließen.
    Ich muss leider zustimmen dass bodenständige Vertreter der alten Sitte rar gesät sind. Das ist der Grund, warum ich bisher nicht Mitglied in einer Vereinigung/ Verein etc bin.
    Ich glaube mittlerweile dass dies ein deutsches Phänomen ist. Wenn man sich Videos von heidnischen Vereinen aus Skandinavien anschaut, scheinen diese einfach moderner und weniger gekünstelt (und jünger) zu sein. Das organisierte deutsche Heidentum besteht dagegen oft aus einer bunten Masse aus Wicca, Kelten und Asatru, gemixt mit Eso-Firlefanz und Mittelalter-Romantik.

    Auch ich empfinde mich (noch?) als zu unerfahren, um Rituale für andere Personen zu leiten.
    Allerdings habe ich Interesse an einem Netzwerk für bodenständige Anhänger der alten Sitte, die ganz ohne die oben genannten Punkte auskommen. Vielleicht lässt sich ja auch in diese Richtung etwas lostreten.

    Danke für diesen ehrlichen Aufruf und viele Grüße aus NRW!

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    1. ING Beitragsautor

      Herzlichen Dank! Interessant, dass du die Idee mit dem Netzwerk ansprichst. Vielleicht sollten wir darüber wirklich mal nachdenken… 🙂

      Antworten
  5. Katrin

    „Wie aus der Seele gesprochen“, „Vielleicht sollten wir darüber wirklich mal nachdenken“, „Danke für diesen ehrlichen Aufruf“ …

    Dem möchte ich mich gern anschließen, nur habe ich eine Frage: Vielleicht sollte man es einfach machen, statt nur zu schwatzen? Wir machen das seit 2006. Nicht nur Eheleiten, sondern auch Namensweihen, Jugendleiten, Scheidungen, Jahresfeste und alle Rituale und Zeremonien, die sich in einem Leben oder im Jahreskreis ergeben. Ich denke unser Name ist bekannt.

    Zu Beginn waren wir auch nicht gerade viele, doch weil wir was gemacht haben, sind wir immer mehr geworden. Wir wohnen in Deutschland, aber auch in Österreich, der Schweiz und sogar in Dänemark und Italien. Wir sind kein Verein und gehören nirgendwo dazu. Wir machen das seit 12 Jahren zum reinen Selbstkostenpreis. Für uns eine Möglichkeit unseren Glauben zu leben, tolle Leute und Orte kennenzulernen und überhaupt ist es die schönste Sache der Welt, andere Menschen bei und nach einem Fest glücklich zu sehen!

    Aus unserer Erfahrung kann ich Dir (Euch) sagen, daß wir mehr Nachfrage haben, als wir im Jahr durchführen können. Trotzdem bekommt jeder der schreibt eine Antwort von uns. Und wer im Termin variabel ist, für den findet sich dann auch etwas. Wer 1 Jahr im Voraus anfragt, also beispielsweise für 2019, der kann sich sogar noch Termine aussuchen. Das Ganze schön transparent im Internet mit vielen Photos und Filmen. Also keine hohlen Worte oder leeren Versprechungen.

    Das soll aber keine Werbung für uns werden, sondern Motivation für Euch etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen! Man muß dafür leben; das geht auch mit eigenem Haus & Hof, ob als Unternehmer oder als Angestellter. Zu Deinen Richtlinien möchte ich noch gern hinzufügen: Das Brautpaar steht absolut im Mittelpunkt! Nicht der Durchführende ist der Star, sondern das Brautpaar. (Leider habe ich das Gegenteil schon erlebt.)

    Im Grunde genügt es, wenn man sich mit einem befreundeten Paar zusammentut und sich im eigenen Freundeskreis ausprobiert. So lernt man am schnellsten und wenn noch nicht alles richtig läuft, verzeihen es die eigenen Freunde garantiert. So haben wir begonnen. Im Laufe der Zeit wurde mehr daraus. Das könnt Ihr auch: Viel Erfolg dabei!!!

    Katrin von
    eheleite.com

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    1. ING Beitragsautor

      Hallo Katrin,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich, dass du den Weg auf unseren Blog gefunden hast.

      Grundsätzlich ist es natürlich so, dass mir eheleite.com durchaus bekannt ist. Allerdings habe ich euch bisher mehr auf kommerziellem Niveau wahrgenommen, sprich mit Gewinnerzielungsabsicht (soll aber keine Unterstellung sein, sondern lediglich meinen subjektiven Eindruck wiedergeben). Und als reiner Besucher eurer Homepage sehe ich keinen Grund, diesen Eindruck zu revidieren, da ihr auf eurer Startseite einerseits von „verschiedenen Ausführungen und Preisgruppen“, „Jetzt Angebot anfordern“ oder in der Menüleiste von „Angebote“ schreibt, euch andererseits aber unter „Wir über uns“ als „Freundeskreis“ zum „Selbstkostenpreis“ beschreibt. Meiner ganz persönlichen Meinung nach ist hier ein Delta zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Ich kann mich aber auch täuschen.

      Zweiter Punkt wäre die Frage nach der Standortbestimmung bzw. Selbstverortung. Wer sich auf asentr.eu und in diesem Blog etwas eingelesen hat, wird wissen, dass wir uns als „Alte Sitte“ definieren, was germanischem Heidentum bzw. Ásatrú entspricht. Per Definition verstehen wir uns als Vertreter der Alten Sitte natürlich ganz bestimmt NICHT als Rekonstruktionisten oder „Hardliner“, möchten jedoch einen gewissen Minimalkonsens pflegen (nachzulesen auf asentr.eu) – und um zum Punkt zu kommen; Begriffe wie „Handfasting“, „Spirituelle Trauung“ oder ähnliches kommen bei uns nicht vor. Heidnisch etwas breiter aufgestellt zu sein, ist eine tolle Sache – inhaltlich etwas spezialisierter unterwegs zu sein ebenfalls… 😉

      Dann kurz zu deiner Frage: Wenn du dir nur 5 Minuten Zeit nimmst, um kurz die Historie von asentr.eu oder die des erwähnten Vereins für Germanisches Heidentum e.V. zu überfliegen, wirst du sicher selbst eine Antwort auf deine rhetorische Frage „Vielleicht sollte man es einfach machen, statt nur zu schwatzen?“ finden. Denn fast scheint es mir so, als würde deine Frage gar nicht dem Informationsgewinn dienen, sondern eher eine Einleitung der Selbstdarstellung sein, die natürlich keineswegs „Das soll aber keine Werbung für uns werden“ Werbecharakter haben soll… 😉

      Also, liebe Katrin, um mein Fazit kurz festzuhalten: Bei näherer Beschäftigung mit asentr.eu und diesem Blog dürfte klar sein, dass die Inhalte unsere Lebenswirklichkeit und Lebenseinstellung widerspiegeln und wir mit den Jahren auch die eine oder andere Erfahrung gewonnen haben. Daher darfst du die Entscheidung „Man muß dafür leben; das geht auch mit eigenem Haus & Hof, ob als Unternehmer oder als Angestellter.“ guten Gewissens mir überlassen.

      Da ich mich aber tatsächlich über deinen halbwegs netten und aber wirklich ausführlichen Kommentar freue, nehme ich deine Worte gern als konstruktive Hinweise auf. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg.

      Herzliche Grüße, Ingmar

      Antworten
      1. Katrin

        Lieber Ingmar!

        Danke für Deinen ausführlichen Text. Dir liegt was an der Sache > gut so! Und wie Du schon richtig schreibst, es geht um das Konstruktive dabei. Sticheln ist also nur erlaubt, wenn es zur Aktivität anstachelt. 🙂

        Du schreibst:

        >habe ich euch bisher mehr auf kommerziellem Niveau wahrgenommen, sprich mit >Gewinnerzielungsabsicht

        Eine Gewinnerzielungsabsicht ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Leider bei uns jedoch nicht der Fall. Du siehst wie viele wir sind? Wenn man also 1.000 Euro irgendwo einnimmt, dann ist das geteilt durch mindestens 20 Personen. Also 50,- pro Nase und das ist nun wirklich nicht mehr als ein Selbstkostenpreis. Hast Du wohl übersehen?

        >Zweiter Punkt wäre die Frage nach der Standortbestimmung bzw. Selbstverortung. Wer sich >auf asentr.eu und in diesem Blog etwas eingelesen hat, wird wissen, dass wir uns als „Alte >Sitte“ definieren, was germanischem Heidentum bzw. Ásatrú entspricht. Per Definition >verstehen wir uns als Vertreter der Alten Sitte natürlich ganz bestimmt NICHT als >Rekonstruktionisten oder „Hardliner“, möchten jedoch einen gewissen Minimalkonsens >pflegen (nachzulesen auf asentr.eu) – und um zum Punkt zu kommen; Begriffe wie >„Handfasting“, „Spirituelle Trauung“ oder ähnliches kommen bei uns nicht vor. Heidnisch etwas >breiter aufgestellt zu sein, ist eine tolle Sache – inhaltlich etwas spezialisierter unterwegs zu >sein ebenfalls…

        Mit diesem Absatz weiß ich leider gar nichts anzufangen. Ich weiß nicht was Du meinst? Oder andersherum: Was soll schlecht an den Begriffen: „Handfasting“, „Spirituell“ oder „Trauung“ sein? Nur weil es allgemein benutzt wird? Das hat den Vorteil, daß sich jeder etwas darunter vorstellen kann. Im Sinne dessen, was wir machen gibt es einen Unterschied zwischen dem bloßen Zusammenbinden von zwei Körpern und dem Zusammenknüpfen auch der beiden Lebensfäden. Denn der Lebensfaden endet nicht mit dem körperlichen Tod. Letztlich entscheiden nicht wir, was schließlich gemacht wird > sondern das jeweilige Brautpaar.

        >Ich nehme an keinen Veranstaltungen mehr teil, bin fern jeder Art von organisiertem >Heidentum, fern aller Modernisierungsbestrebungen und Ausdifferenzierungsprozesse, fern >aller „true or not true“-Diskussionen und was weiß ich nicht alles. Kern und Mittelpunkt bleibt >immer die eigene Verbindung zu den Göttern. Vielleicht mag daher abschließend die Frage >berechtigt sein, ob ein Strom, der zu sehr in Bahnen gelenkt wird, nicht eher versiegt, als daß >er an Lebendigkeit zunimmt?

        Das hier jedoch sehe und halte ich identisch. Ich habe keine Ahnung von Heidenorganisationen, wer gerade was macht und wie sie sich definieren. Denn viele definieren nur, aber machen nicht. Für mich heißt es schlicht und einfach: „der alte Weg“. Egal ob man es Asatru, Alte Sitte, VfGH oder sonstwie nennt. Es sind alles Heiden und deswegen bin ich grundsätzlich positiv in diese Richtung gestimmt.

        Auch sehe ich den Unterschied zwischen Slawen und Germanen nicht? Tacitus verwendet den Slawen-Begriff jedenfalls noch nicht, der kam also irgendwann im Mittelalter auf. Wahrscheinlich um die inzwischen christianisierten Völker von den ursprünglichen zu unterscheiden? Oder um zu vertuschen, daß es (beispielsweise beim Lutizenkrieg) um einen kirchlich-religiösen Konflikt ging und nicht um einen staatlichen Eroberungsfeldzug?

        Ob nun Ranen, Heveller, Tollenser oder Semnonen, Chatten und Langobarden = alles Germanen. Nordgermanen, Ostgermanen und Westgermanen. Wir haben das mal diskutiert und sind zu dem Punkt gekommen, daß wir hier die drei Söhne des Mannaz bzw. die drei Enkelkinder des Tyr unterstellen, welche als Stammväter der Germanenstämme im Norden, Westen und Osten gelten.

        Wo ich einen Unterschied mache, ist zwischen den spätheidnischen patriarchalen Stämmen und den frühheidnischen matriarchalen Kulturen. Das ist für mich ein Kultur- und Sympathie-Unterschied. Jedoch nicht zwischen Stämmen mit den im Grunde gleichen Göttern; nur unterschiedliche Namen.

        Ich hoffe dieses Mal waren meine Zeilen ganzwegs nett?

        einen herzlichen Gruß an Dich & alle die das lesen
        Katrin von
        eheleite.com

        Antworten
        1. ING Beitragsautor

          Hallo Katrin,

          lieben Dank für deine ganzwegs nette und ausführliche Antwort. 🙂
          Um nicht allzu weit vom eigentlichen Beitragsthema abzukommen, könnten wir sagen: Fragst du vier Heiden, bekommst du mindestens fünf Antworten. Und um’s auf einen Nenner zu bringen, könnte ich mir vorstellen, dass wir bestimmt darin übereinstimmen, dass im Heidentum (als Oberbegriff) das Nebeneinanderleben verschiedener Meinungen und Standpunkte immer besonders hochgehalten wird. Von daher würde ich es gern bei diesen Kommentaren belassen, da sich dieser Bereich hier einfach nicht so gut für weitergehende Diskussionen eignet.

          Du hast die verschiedenen Punkte aus meinem letzten Antwortkommentar aus deiner Sicht noch mal richtig gestellt und das ist auch ok so. Wenn noch Fragen offen sein sollten, können wir per Mail schreiben. Ich persönlich würde es aber von meiner Seite beim erwähnten „Nebeneinanderleben verschiedener Meinungen“ belassen.

          Wenn mich in Zukunft wieder Anfragen erreichen, werde ich euch gern erwähnen.

          Herzliche Grüße, Ingmar

          Antworten

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