Im Herzen Mecklenburg-Vorpommerns liegt ein archäologisches Freilichtmuseum, das sicher einigen bekannt sein wird; gemeint ist Groß Raden.
Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden
Durch die wunderschöne Lage dieser alten Handwerks- und Handelsstätte begeht man eine kleine Zeitreise. Denn aus dem eigentlichen Ort Groß Raden legt man zunächst gute 10 Fußminuten bis zum Museumsgebäude zurück. Von hier führt ein breiter Waldweg zwischen den hohen Stämmen des Mischwaldes am Ufer des Groß Radener Sees entlang, von wo aus man schon erste Blicke auf die Siedlung erhaschen kann. In einem kleinen Bogen gelangt man so vor das mächtige Eingangstor des Hauptwalls. Im Inneren liegen die aufwändig rekonstruierten Lehmflechtwerk-Häuser. Gleich neben diesen Häusern steht die Kulthalle, die den rituellen Gebräuchen Raum gab und für uns aus Sicht der Alten Sitte von besonderer Bedeutung ist. Von hier beginnt auch der Bohlenweg zur Fluchtburg, deren massive Wallanlage am See strategisch günstig angelegt wurde.
Über die Staatsgrenzen hinaus ist der Nordosten aber auch eine Landschaft, die lange gemeinsames Siedlungsgebiet germanischer und slawischer Stämme gewesen ist. Nordost ist für mich damit auch eine geistig-kulturelle Richtungsangabe, eine Art Spurensuche nach Brauchtum und religiösen Vorstellungen unserer Vorfahren, mit Blick nach Norden und Osten. Bleibt man nicht immer ein Wanderer, ein Suchender auf Alten Pfaden…?
Groß Raden ist für mich der Inbegriff der nordöstlichen Alten Sitte… gibt gerade dieser Ort doch ein schönes Bild von der fruchtbaren Koexistenz verschiedener Kulturen. Hier verflechten sich nordgermanische und wendisch-slawische Elemente über das funktionale Zusammenleben hinaus und geben eben keine haarscharfe Trennlinie vor. Es ist nicht schwer zu erraten, dass ich von den Theorien der germanischen Abwanderung, der slawischen Einwanderung und Verdrängung nicht viel halte, denn soll uns doch genau dies ins ständige Prinzip Teile und herrsche – Divide et impera locken, um Gruppen durch künstliche Konflikte voneinander zu trennen und im schlimmsten Fall gegeneinander aufzuwiegeln.
Zurück zum Museumsgebäude. Hier ist eine aktuelle Ausstellung auch noch aus anderer Sicht äußerst interessant. Es werden nämlich gerade verschiedene bronzezeitliche Gegenstände aus Mecklenburg gezeigt, worunter sich auch einige der sogenannten Eidringe befinden, insbesondere der goldene Eidring von Bresegard aus dem Landkreis Ludwigslust, aus der Zeit etwa 950 – 700 vor unserer Zeitrechnung. Ein wahrlich imposantes Exponat!
Ein Besuch im Freilichtmuseum Groß Raden ist immer zu empfehlen.