Nach einem kleinen Umbau und einer Verbesserung glüht sie wieder, meine Feldschmiede.
Es ist immer noch eine offene Feldschmiede, also ohne Dach und feste Einfassung. Somit schnell auf- und wieder abgebaut. Ich erwähne das, weil ich immer noch den Plan verfolge, meine Schmiede in die Erde zu verlegen, also in eine Art Erdkeller oder in Form einer kleinen Erdwerkstatt einzurichten. Die Erde ist dafür auch schon weitestgehend ausgehoben, der erste Schritt getan. Doch bis dies soweit ist, werden noch einige Funken gen Himmel stieben.
Einige Leser hatten mich bereits vor Monaten wegen der schmiedeeisernen Thorshämmer angeschrieben. Wie ihr seht, habe ich am Wochenende wieder eine gute Handvoll aus der Glut gehoben. Die werde ich jetzt in der nächsten Zeit noch etwas nachbearbeiten und dann wie zuvor via Rundschreiben und Blog in gute Hände weitergeben können. Thor sei mit uns!
In keiner anderen Jahreszeit tritt das Wechselspiel zwischen Licht und Dunkel so kontrastreich hervor wie im Winter. Schon die Wintersonnenwende wirft uns einen schmalen Lichtstreif in Richtung der wieder heller werdenden Tage – und von den Julfeuern, die in dieser Zeit brennen, flimmert so manch ein Funken in den dunklen Nachthimmel empor. Und mir scheinen die Rollen zwischen Licht und Dunkel nie klarer verteilt zu sein, als in jener Zeit. Hell zieht die Wintersonne am späten Morgen ihre flache Bahn und bald schon, wenige Stunden später, naht wieder das Dunkel.
Aber ohne Kontraste, was wäre dann alles…? Das Dunkel, in dem ich die Sterne betrachte. Oder das Dunkel des beruhigenden Schlafes. Es kann auch etwas Erhellendes sein, fasziniert den nachtblauen Himmel zu beobachten, um darin den weiten Mantel, ja den Umhang des einsamen Wanderers zu sehen. Baetke schrieb in „Das Heilige im Germanischen“:
So erlebt der Mensch das Numinose in einem eigenartigen Kontrast: einmal als das Fürchtende, zu Scheuende, als das Mysterium tremendum, andererseits als das Anziehende, Gute und Gnädige, ihn Beglückende, das „Fascinosum“.
Bevor der Winter kam, war alles fertig… fast alles. Hühnerstall, Holzunterstand und ein Haus für die Kinder… auf Stelzen. Also nicht die Kinder auf Stelzen, sondern das Spielhaus. Dazwischen sieht es auf den ersten Blick noch etwas rumpelig aus, aber das scheint nur so. In Wirklichkeit hat alles sein Plätzchen.
Auf dem Stelzenhaus ist noch kein richtiges Dach drauf, daher muss erst mal über den Winter die mehr oder weniger häßliche Plane herhalten und den ja ansonsten recht segenbringenden Regen abhalten. Unsere Hühner, die sich seit August 2019 bei uns recht wohl fühlen, stört das allerdings gar nicht.
Neben diesem prächtigen Hahn haben wir auch drei größere Küken dazubekommen. Und ich muss sagen, dass die Schar interessant zu beobachten ist. Nicht nur, was allseits bekannte Sprichworte wie Hackordnung oder sitzen wie die Hühner auf der Stange angeht, sondern allen voran auch die rasante Entwicklung der Küken…
So wuchsen zwei der Küken zu Hennen heran, während sich aus dem dritten ein zweiter stattlicher Hahn entpuppte. Aufgrund der großen Auslauffläche kommen beide derzeit weitestgehend miteinander klar. Doch wie lange das noch gut geht, wissen wir nicht…
Würdig wissen Wald und Fels mit dir zu schweigen. Gleiche wieder dem Baume, den du liebst, dem breitästigen: still und aufhorchend hängt er über dem Meere.
Nietzsche
Letztes Wochenende war Herbst-Tagundnachtgleiche am 21./22.September und damit auch die Zeit des Herbstopfers. Wir fühlen, daß der Sommer so langsam vorüber ist – auch wenn es durchaus noch warm sein mag. Die Felder sind abgeerntet und die ersten Vögel verlassen uns schon wieder Richtung Süden. Wir jedoch bleiben hier in unserer Heimat, wo wir in die ewige Spirale des Jahresrads eingebunden sind. War es eine gute Ernte? Das muß in der heutigen Zeit jeder für sich beantworten, da die meisten von uns nicht mehr im bäuerlichen Bereich tätig sind. Herbstfest, das heißt immer auch ein wenig Resümee halten: das Jahr geht zu Ende – was hatte ich mir vorgenommen? Was habe ich erreicht? Was kann ich noch verändern, um zum Julfest das Jahr zufrieden abschließen zu können?
Wir haben die Zeit genutzt und eine kleine Wanderung durch den Wald unternommen:
Ein Meer von Blättern umringt uns, als wir den Wald betreten. Des Waldes Dunkel – wir treten ein. Wie durch ein Tor, vom Alltag in das Besondere. Und in diesem ersten Hauch des Herbstes wollen wir ein Stück den Wald durchwandern. Durch dieses alte Land, vorbei an den Hügeln der Ahnen, an den Felsen der Vorzeit, die zwischen den hohen Stämmen schlummern.
Die Sonne scheint und es wird wohl einer der letzten spätsommerlichen Tage sein, die den Übergang bilden… die uns hinüber geleiten in die dunkle Jahreszeit.
Durch den Wald führt ein Weg. Nach einer Weile verlassen wir ihn und gehen an einem Waldbach entlang. An einer besonders schönen Stelle machen wir Halt und genießen das leise Gluckern des Wassers inmitten der Farne… Hier lassen wir uns nieder und bereiten ein kleines Herbstblót vor.
Erhebt das Horn. Danket den Waltenden, den Asen und Wanen, den Wesen in Feld und Flur, den Alben und Disen. Wir halten einen Moment inne und bringen unsere Gaben dar – zum Danke für ein gutes Jahr.
Regenschauer und Sonnenschein sendest du Midgard, wo Menschen dich rufen, Fro Ing! Offenbare dich in nachtdunklen Wäldern des Nordens, und in lichten Laubhainen über die weiße Wolken eilen wie Skidbladnir mit geblähtem Segel.
In alten Hainen sehen wir dich, Im Röhren des Hirschs hören wir dich, Im herzhaften Brot schmecken wir dich, Im Schlagen unserer Herzen fühlen wir dich; Fro Ing!
Wir danken für ein gutes Jahr und wünschen Glück im nächsten.
Tauche ein in das Dunkel des Waldes. Herbstlicht glitzert durch das hohe Blätterdach. Hier… abseits des Alltags, des Lärms und der Geschäftigkeit des gewöhnlichen Lebens… tauchen wir ein in die erhabene , ja majestätische Welt zwischen Himmel und Erde, die uns ganz aufnimmt in ihre Sphäre und mit intensiven Eindrücken umgibt, um uns danach wieder freizulassen mit all den Impressionen und Gedanken.
Unsere Kinder sind jetzt in einem Alter, in dem sie sich aktiv für Dinge interessieren und nachfragen, wenn sie etwas wissen wollen. Zum Beispiel, was denn eigentlich in dem alten Buch mit der glänzenden Aufschrift „Götter- und Heldensagen“ so alles drinsteht, das bei mir auf dem Nachtschrank liegt. Und dann auch noch diese Frakturschrift, die nur der Papa entziffern kann… und die in Schwarzweiß gehaltenen Strichzeichnungen… all das sieht so ganz anders aus, als in den übrigen Büchern und erregt das forschende Gemüt…
Also gingen wir vor einer Weile dazu über, vorm Insbettgehen immer eine Geschichte aus dem Buch vorzulesen. Ganz vorn dabei: Thors Riesenabenteuer. Das ist natürlich nicht immer ganz leicht, weil die Sprache und Wortwahl für Kinder teils unverständlich ist und andererseits, weil gewisse Szenen gewaltätige Handlungen beschreiben, die kindgerecht umschrieben werden müssen, ohne den dahinterliegenden Sinn zu verstellen. Sowas ist auch immer eine Gratwanderung zwischen Detailtiefe und überflüssiger Ausschmückung. Dennoch: Einer Zerstörung folgt immer die Neuerschaffung.
Nun hören die beiden generell gerne Kinderhörbücher und kombinierten recht schnell, daß es doch bestimmt auch die Göttersagen als Hörbuch geben müßte…? Ja, natürlich gibt es das, klar. Doch auch hier wieder; Sprache und Beschreibung der vorgelesenen Texte… kindgerecht oder nicht? Also bestellte ich drei Exemplare und hörte vorab rein.
Prägnant ist gleich zu Beginn die Szene des kosmogonischen Mythos um Ymir: Die ersten Götter, Odin, Vé und Vili, töten Ymir und bauen aus seinen Körperteilen die Welt: aus seinem Fleisch die Erde, aus dem Blut das Meer, aus seinen Knochen Felsen und Gebirge, aus seinem Haar die Bäume, aus seinen Augenbrauen Midgard, aus seinem Schädel den Himmel und aus seinem Gehirn die Wolken. Die Zerteilung Ymirs kann ganz unterschiedlich ausgeschmückt werden.
Die zweite Szene, die sich auch ziemlich am Anfang abspielt und einen guten Anhaltspunkt gibt, ist Odins Ankunft an Mimirs Brunnen. Damit Odin aus der Quelle der Weisheit trinken kann, muß er sein Auge opfern und in den Brunnen legen. Sein Auge herausreißen oder irgendwie mit einem Messer heraustrennen ist viel zu detailliert und nicht kindgerecht. Hingegen – Odin legt sein Auge in den Brunnen oder ins Wasser ist vollkommen ausreichend und beschreibt trotzdem die dahinterliegende Idee.
Als kurzes Fazit läßt sich festhalten: a) Rechts oben „Sagen aus dem hohen Norden“ ist gut erzählt, aber eindeutig für Erwachsene. b) Unten von Neil Gaiman „Nordische Mythen und Sagen“ halte ich durchaus für Kinder ab 7 Jahre geeignet. Zwar wirkt das Cover mit dem bös‘ dreinblickenden Wolfskopf auf den ersten Blick etwas beängstigend (auf Kinder), steigert aber eher das Interesse durch die Faszination des Schaurigen. c) Links oben „Die große Hörbuchbox der Nordischen Sagen“ halte ich persönlich für durchgehend kindgerecht gestaltet, was sich nicht nur an den lustigen Bildern zeigt, sondern auch inhaltlich widerspiegelt.
Liebes Kind, sei willkommen auf Midgard. Lange Zeit haben deine Eltern auf deine Ankunft gewartet. Dich gehört und gefühlt. Sei willkommen in unserer Mitte.
Liebes Kind, sei willkommen auf Midgard. Der Segen der Götter begleite Dich auf Deinem Weg. Möge Dir Gutes begegnen. Sei willkommen in unserer Mitte.
Liebes Kind, sei willkommen auf Midgard. Mögest Du Stärke und Sanftmut in Dir vereinen. Gehe deinen Lebensweg. Sei willkommen in unserer Mitte.
Liebes Kind, liebe Eltern. Euer Leben wird nun ein anderes sein. Ihr seid eine Familie und zu dem herangewachsen, was nicht nur Wurzel ist, sondern noch viel mehr: Ihr seid Teil in der unendlichen Kette eurer Ahnen.
Vor wenigen Wochen war es soweit; ein großes Ereignis stand an. Wenn nicht sogar das Bedeutendste im Lebenskreis der noch recht jungen Familie. Denn es waren jene beiden, die sich 2017 im Rahmen der Eheleite das Ja-Wort gaben – und nun kurze Zeit später folgte das junge Glück. Der Bund war geschlossen, der Grundstein gelegt, der mit der Geburt des ersten Kindes in einen neuen Kreis mündet. Welch stolzer, aber auch tief emotionaler Moment. Nicht nur für die beiden, sondern besonders auch für das gesamte familiäre Umfeld. Ein neues Familienmitglied ist dazu gekommen und wird nun Teil in der unendlichen Kette der Ahnen.
Die Geburt eines Kindes ist von besonderer Heiligkeit. Welch ein Moment an der Schwelle des Lebens, ja welch ein Moment für beide Eltern, aber ganz besonders für Mutter und Kind. Denn gerade dieses unsichtbare Band kann der Vater nur erahnen. Eine unbeschreibliche Verbindung, die ein Leben lang… ja sogar darüber hinaus besteht. Für die Sippe bedeutet es, daß ein neues Glied in den Kreis tritt, die weit mehr umfaßt als die sichtbaren Menschen. Lebende und Tote bilden den Kreis der Sippe. Und daher ist eine Geburt nicht der Grenzpunkt des individuellen Lebens, sondern ein heiliges Ereignis im Leben der Sippe.
Ich persönlich finde es großartig, daß es heute wieder Kinder gibt, die in der Tradition der Alten Sitte aufwachsen. Das klingt so einfach und ist so schnell dahergesagt… oder geschrieben. Aber so einfach ist das gar nicht. Denn es heißt auch, sich selber in einer Welt durchzusetzen, die in vielen Bereichen durchaus differente Erwartungen an uns stellt; sich also mit seinen ureigenen Vorstellungen in gesellschaftlichen und kulturellen Fragestellungen einzufinden und zu positionieren. Dies für sich selber zu tun ist das Eine, das Andere aber, nun als Familie zu agieren und die Verantwortung für das Kind zu tragen.
Daher habe ich mich besonders gefreut, als ich nach der Eheleite um die Gestaltung und Ausführung der Kindsweihe gebeten wurde. Also machte ich mich mich zusammen mit meiner Familie auf den Weg. Auf einem alten Gutshof mit großem Garten und natürlicher Umgebung, wo die beiden wohnen, war ein Festzelt aufgebaut und alles vorbereitet. Viele Gäste waren bereits angekommen. Familie und Freunde kannte ich größtenteils noch von der Eheleite. Im hinteren Teil des Gartens hatte sich das Paar bereits eine Stelle ausgesucht, wo wir die Zeremonie durchführen wollten. Im Kreise alter Bäume und einer beachtlichen Hasel war ein Bereich mit Haselstäben abgesteckt.
Im naturbelassenen Garten war ein Weg ins hohe Gras gemäht, der direkt zu der Stelle führte. Vom Festzelt waren es etwa 50 Meter. Als ich das sah, war ich gleich begeistert und sagte, daß das wie ein Prozessionsweg aussieht. Sowas ist natürlich perfekt, um sich zu Beginn vor dem Festzelt zu sammeln, um gemeinsam den kurzen Fußweg zu genießen, der einfach auch noch mal inneren Abstand und Vorbereitung bietet, auf das was da folgt. Also hob ich auf dem Vorplatz mein Rufhorn empor und setze das Zeichen, daß es nun losgeht…
Eine Kindsweihe ist die traditionelle Aufnahme des Kindes in die Familie. Dies ist verbunden mit der Wasserweihe und Namensgebung. Auch wenn es heute selbstverständlich so ist, daß der Name gleich zur Geburt vergeben wird, und die Kindsweihe dann erst später erfolgt, bleibt dies im Ritus erhalten. Früher wird es so gewesen sein, daß das Ritual gleich nach der Geburt durchgeführt wurde. In den Sagas findet sich ein Passus, der das gut darstellt:
Þóra ól barn um sumarið, og var það mær; var hún vatni ausin og nafn gefið og hét Ásgerður.
Thora gebar Im Sommer ein Kind und es war ein Mädchen; sie wurde mit Wasser besprengt und Asgerdr genannt.
Auf die einzelnen Details des ausgestalteten Rituals gehe ich an dieser Stelle nicht näher ein. Wer hier mit dem Gedanken spielt, einen ähnlichen Weg zu beschreiten, kann gerne Kontakt zu mir aufnehmen. Ich helfe dann gern. Da ich hier mitsamt der dargestellten Fotos aber schon verhältnismäßig viel veröffentliche, ziehe ich dann ganz bewußt eine Linie und belasse es dabei, lediglich einige Eindrücke zu beschreiben. Die Fotos darf ich freundlicherweise mit der Einverständnis des Paares in meinem Blog veröffentlichen und unterliegen selbstverständlich dem Urheberrecht.
Auf der Rückfahrt nach Hause wurden wir dann noch mal mit einem schönen Naturschauspiel belohnt: Nachdem Thor mit seinem Wagen donnernd über unsere Köpfe gezogen war, zeigte sich ein beeindruckendes Farbenspiel zwischen den Feldern und den darüber eilenden Wolkenformationen…