Von Zeit zu Zeit verwandelt sich unsere alte Kommode im Wohnzimmer in eine kleine Landschaft mit Tälern und Anhöhen, die kleine Kinderschätze wie leere Schneckenhäuser, Blumen, Steine oder Zweige aufnimmt – und den Betrachter gewissermaßen ins jahreszeitliche Geschehen eintauchen läßt. Gemeint ist ein Jahreszeitentisch.
Ich bin mir nicht ganz sicher, woher die Idee ursprünglich stammt, meine Vermutung geht aber in Richtung Waldorfpädagogik. Naja – sicher wäre es zu weit gegriffen, das Gestalten eines Jahreszeitentisches per se als naturreligiös zu definieren. Aber es fügt sich doch ausgesprochen gut in den weltanschaulichen Rahmen der Alten Sitte ein, wie ich finde. Allein schon aus dem Grund, weil der Kerngedanke hinter dem Jahreszeitentisch das bildhafte Erleben der verschiedenen Jahreszeiten ist und die kleinen und großen Rhythmen, die unser Leben prägen, sichtbar macht. Hier kann man besonders gut an die Jahresfeste der Alten Sitte anknüpfen – vor allem zusammen mit Kindern. Gerade für Kinder spielt das Entdecken und Verstehen durch gestaltende und sichtbare Handlungen oft eine große Rolle.
Gerade von dieser Warte aus betrachtet kann dies auch als Mosaiksteinchen des eigenen Lebensentwurfs verstanden werden. Im positiven Sinne. Wenn ein Gast zu uns kommt, müssen ihm zwangsläufig die vielen kleinen Eigenheiten auffallen, die bei anderen fehlen oder in anderer Weise ausgeprägt sind. Eben diese Eigenheiten, welche durch ein Lebensgefühl, ja durch die Nähe zur Natur, durch die Liebe zur Heimat und zur Alten Sitte zustande kommen.
Und ohne zu sehr abschweifen zu wollen – ich werde die Frage vielleicht in einem separaten Artikel weiterführen – kann man sich natürlich schon auch die Frage stellen, was die Alte Sitte weltanschaulicher Prägung in der heutigen Zeit zu leisten hat, welche Antworten sie uns gibt. Jenseits flauschiger Gestaltungsideen wollen wir unseren Kindern beispielsweise eine „natürliche“ Herangehensweise vermitteln, sie stark machen gegen unliebsame Einflüsse und zu eigenen Entscheidungen befähigen. Dies läßt jetzt natürlich einen breiten Interpretationsspielraum zu… „natürliche“ Herangehensweise, unliebsame Einflüsse, eigene Entscheidungen… das kann alles bedeuten. Und ist auch nicht ganz ungefährlich, wenn ich weiter oben von einem „weltanschaulichen Rahmen“ schreibe. Ich konkretisiere das zu einem späteren Zeitpunkt.
Hier soll es beim Jahreszeitentisch bleiben, verbunden mit meiner Empfehlung, sich die Farben des Jahreslaufs ruhig in die eigenen vier Wände zu holen. Wenn nicht schon geschehen…