…oder ein kurzer Ausflug in die nordische Mythologie und Sagenwelt.
Hand auf’s Herz: Woran denkst du, unter uns Asatru gesprochen, wenn du im Getränkemarkt an einem Etikett mit der Aufschrift Asa vorbeiläufst? An Apfelsaft? An Idun? An Asa ok Vana…? An alles, doch zuletzt an Apfelsaft. Mir geht’s zumindest so.
Umso erfreuter nehme ich die geschmackvolle Namenswahl dieser Fruchtsaftserie zur Kenntnis… Asa | Klarer Apfel
Asa… dabei denke ich zum Beispiel an die Isländersaga, die ich erst kürzlich las: Die Erzählung von Gold-Asa und Tjord, in der ein armer Isländer nach Norwegen gelangt und bei einer wohlhabenden Frau Unterkunft erhält. Schnell finden sie Gefallen aneinander, und er begibt sich durch ihre finanzielle Hilfe auf einträgliche Handelsfahrten. Eines Tages entlarvt der Isländer den Gefolgsmann eines mächtigen Fürsten als Dieb, woraufhin ihn dieser töten will. Bei mehreren Angriffsversuchen versammelt sich aber eine immer größere Mannschaft um den Isländer. Widerstand formiert sich um das Aufrechte, Tugendhafte…
In dieser Saga fallen gleich mehrere Elemente ins Auge. Neben dem unnachgiebigen Widerstreit, der nahezu in jeder Saga auf der Tagesordnung steht, ist hier besonders die Rolle der Asa im Vordergrund. Also einer Frau, die uns ein Bild von ihrer Stellung in (nord-)germanischer Zeit überliefert – einer Zeit also, in der unwissende Zeitgenossen gern das finstere und rückständige Zeitalter verorten, das in ihrer fragmentierten Weltsicht der goldenen Jetztzeit diametral gegenübersteht. In Wirklichkeit aber genau andersrum: Das heutige Gleichstellungs- und Emanzipationsgeschwurbel ist höchtstens ein billiger Abklatsch jener Zeit. Denn die gesellschaftliche Leistung der europäischen vorchristlichen Kulturen ist das natürliche Verhältnis zwischen Mann und Frau. Nachzulesen in diversen Quellen.
Und wo ich gerade von der Stellung der Frau in germanischer Zeit spreche – wer denkt bei Äpfeln nicht sofort an Idun? Idun, die Verjüngende, Bragis Frau, die in ihrer Truhe die Äpfel verwahrt, von denen die Götter kosten dürfen, um nicht zu altern. Welch eine ultimative Schlüsselrolle. Diese Göttin hütet den Hort der Vitalität für die gesamte Göttergemeinschaft.
Nicht zuletzt steht Asa natürlich für die Götterfamilie der Asen (Asabragr Asenfürst, Asaheim Welt der Asen, Asa-Thorr Asen-Thor usw.), im erweiterten Sinne sind auch die Vanen eingeschlossen. Denn so wird zumindest weitläufig die bidirektionale Wortpaarung Asa-tru verstanden, die uns neben „Alter Sitte“ als Bezeichnung für die überlieferte Religion germanischer Prägung in heutiger Zeit dient – das Treueverhältnis (trú, tro) zwischen uns Menschen und den Göttern der altnordischen Mythologie (den Aesir und Vanir) und dies (wie angedeutet) in einem bidirektionalen Verhältnis. Denn ohne dies würde es per se auch keinen Sinn ergeben.